digital readiness

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„wir wollen digital leadership“

Wie „digital ready“ muss eigentlich ein IT-Dienstleister selbst sein? Antworten hierzu liefert Stephanie Loske, die bei der Fiducia & GAD für Change Management und Interne Kommunikation verantwortlich ist.

Stephanie Loske

Stephanie Loske, 46, begann ihren beruflichen Werdegang nach dem Studium der Psychologie 1998 in der Personalberatung des Genossenschaftsverbandes in Frankfurt. Nach einer Zwischenstation als Leiterin der Personalentwicklung in einer Volksbank wechselte sie 2006 zur Fiducia. Heute ist sie bei der Fiducia & GAD Leiterin des Bereichs Change Management und Interne Kommunikation.

Frau Loske, wie gut haben die Fiducia und die GAD inzwischen zur Fiducia & GAD zusammengefunden?
Wir haben große Fortschritte gemacht. Aber klar ist auch, dass wir noch mitten in der Phase des Zusammenwachsens sind.

Warum noch mittendrin?
Die Prozesse zwischen den Standorten laufen weitest­gehend rund, aber dahinter stehen auch Menschen und die jeweilige Unternehmenskultur, die sie mit­bringen.

Und die müssen Sie unter einen Hut bekommen?
So würde ich das nicht formulieren. Es geht nicht um Gleichmacherei. Natürlich gehört zu einer gemeinsamen Kultur das Teilen von Werten und Prinzipien. Aber wenn wie bei uns zwei Welten zu einer verschmelzen, kann das Neue vom Besten aus beiden profitieren. Das ist eine wunderbare Chance, wie ich finde.

Welche Rolle spielen die Führungskräfte dabei?
Eine große. Es gibt bei uns ein Integrations-Kernteam, in dem aus jedem Ressort eine Führungskraft vertreten ist. Dieses Team sorgt dafür, dass die übergreifenden Themen, die sich aus dem Zusammenschluss für uns ergeben, ins Unternehmen hinein kommuniziert und in weiterführende Maßnahmen umgesetzt werden.

Was für Themen sind das?
Wir haben insgesamt 13 Initiativen definiert, die für uns oberste Priorität genießen. Sie alle haben zum Ziel, Prozesse und Unternehmenskultur miteinander zu verzahnen. Dabei geht es beispielsweise um die Harmonisierung unserer Tool-Landschaft, die Roadmap für agree21 oder auch um vernetzte Kommunikation im Unternehmen. Wie gehen Sie dabei vor? Zu unseren wichtigsten Anliegen gehört, dass zwischen den Standorten nicht mehr von „wir hier“ und „die dort“ gesprochen wird, sondern von „wir alle gemeinsam“. Dazu ist es wichtig, dass wir nicht mehr in Hierarchien denken, sondern in Netzwerken, dass jeder sein Wissen mit den anderen teilt und nicht als Machtinstrument einbehält. Erst so wird aus dem Wandel in der Unternehmenskultur ein Transformations­prozess im digitalen Zeitalter.

Wie meinen Sie das?
An die Stelle des persönlichen Wissensmonopols, das ich für mich abspeichere und nur tröpfchenweise weitergebe, tritt das Wissen, das den Beteiligten aller Disziplinen jederzeit im Netzwerk zur Verfügung steht. Im Mittelpunkt stehen dabei die Communitys auf unserer Social-Collaboration-Plattform Connections, das ist sozusagen unser „internes Facebook“. Da findet bereits ein intensiver Austausch statt, auch über Bereichsgrenzen hinweg, bis hin zur digitalen Zusammenarbeit.

Was aber voraussetzt, dass die Mitarbeiter auch fit fürs digitale Zeitalter sind …
Sie meinen die Digital Readiness? Ganz genau. Auch hier nehmen wir das Top-Management in die Pflicht. Unsere Führungsinitiative 2020+ hat zum Ziel, dass nicht nur eine Kultur des Leadership praktiziert wird. Wir wollen Digital Leadership.

Alter Wein in neuen Schläuchen?
Nein, neuer Wein und neue Schläuche. Ich benutze lieber ein anderes Bild: Mit einem alten Schlüssel können Sie kein neues Schloss aufschließen. Aber jetzt mal konkret: Wir haben zum Beispiel sechs Führungsprinzipien aufgestellt, bei denen es nicht nur um das Leben gemeinsamer Werte geht, sondern auch darum, im Unternehmen transparenter und hierarchiefreier Kommunikation den Weg zu öffnen.

Empfinden das nicht viele auch als lästige Mehrarbeit?
Im Gegenteil, die Nutzerzahlen in den Communitys gehen durch die Decke. Es herrscht unglaublicher Kommunikationsbedarf. Die eigene positive Erfahrung ist der beste Weg, um den Menschen bei uns Ängste und Vorbehalte gegenüber der digitalen Transformation zu nehmen. Es ist heute viel leichter, an Informationen zu kommen, die ich für meine Arbeit brauche. Durch diese Vernetzung entstehen neue Denk- und Verhaltensmuster. Und sie macht auch Spaß, weil hier noch viel experimentiert wird und sich jeder mit seinem Wissen einbringen kann.

Verändert sich dadurch auch die Wahr­nehmung von außen?
Wir wollen ja, dass unsere Mitarbeiter unsere besten Markenbotschafter sind. Wenn wir sie digital ready machen, dann erzählen sie begeistert anderen davon, wie modern ihr Arbeitgeber ist. Das ist wichtig, nicht, weil wir uns selbst so toll finden, sondern weil der Fachkräftemangel auch an uns nicht vorübergeht. Es geht um Employer Branding: Wir wollen die Top-Leute von morgen finden, und das sind nicht die, für die das eigene Haus oder Auto der Maßstab ihrer Karriere sind. Heute zählen geistige Herausforderung und Selbstverwirklichung – ohne digital transformier­ten Arbeitgeber undenkbar.